Samstag, 24. Mai 2014

24052014 // S 02.1 VO // 54:17

die waldbücher sind leise geworden zwischen den seiten speichern sie die unergründlichen regenworte wenn du durch das eingangstor läufst weg von den feldern und fluren den steinigen wegen dann wachsen auf deinen atemfeldern silbermoose aus luft und dein laufschritt ist bedächtig sorgfältig und sicher du weißt heute steht nichts mehr im wege und mit der vergehenden zeit spürst du wie das korsett der erinnerungen von dir fällt dann bleiben die gedanken rücklings stehen und du bist im kommen und gehen der luftzüge ein einziger muskel schmerzt oberhalb des fusses mit dem du die stelle in der erde öffnetest und unter dem ruppigen fell das stille herz begrubst diese erinnerung bleibt als der vater kurz vor dem sterben gegen den willen dieses damals noch weiche fell streichelte und der kleine herzschlag seine kümmernis stillte diese erinnerung bleibt der unbändige schmerz die gebrochene lupine und die tränen die verwittern aber bleiben zwischen zwei stämmen zerstäubt letztes abendlicht und die schattenschnäbel nagen sich daran satt die schwünge werden leichter und die aufgänge vergehen am ende wenn du aus dem tor läufst bleiben in der weite auf den feldern und fluren breite sonnentücher warmes dämmerlicht und dein unbändiges herz schickt einen hellen glockenton in die weite und noch einen und noch einen sie wiederholen sich zu einem rhythmus der sie in der ferne berührt wenn sie am offenen feuer sitzt einen gedanken betrachtet sehnsucht zwischen den fingern streichelt und bei dir ist näher als sich vermuten ließe


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 22. Mai 2014

22052014 // S 02 // 34:57

zu spät geschnittene windgarben stehen gegen die richtung ernteüberschüsse die letzten spiegelpfützen im vorbeilaufen und der nicht zu lösende sperrsatz hinter dem bereinigten grün bleibt das ungelöste fragen über fragen und die heiterkeit und der schwung der mittagsstunde verblasst was wirst du tun wenn niemand mehr antworten von dir erwartet wenn deine ideen in der stille liegen bleiben die abende sind jetzt lang und du fürchtest die leere in den sommerstuben wenn die sehnsucht zu einem moos auf deinem herzen wird wenn die ferne unmessbar bleibt und die nächte viel zu aufgeräumt sind für diese zeit in der dein leben noch mitte sein will am ende wenn die windgarben geerntet sind bleiben die unruhigen bäume zurück


Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 18. Mai 2014

18052014 // S 02 // 36:33

sublime bäume voller stolz tragen sie ihre stirn an den himmel licht fließt wie flüssiges gold bis zu den schattengrenzen auf blätter die ihre muster verdichten fällt auf lichtungen die in der wildesten blüte stehen unbeschwert strotzend vor kraft gräser nesseln wilde minze ein verwitterter baum an anderen stellen sammeln sie für die kommenden winter du trägst den tag wie einen leuchtenden schrein vor dir staunend glücklich hältst du den augenblick wie die nacht in der die berührungen nicht enden alles ist leicht die worte dicht  nur in den beinen spürst du die schwere der schwebenden stunde an den wegrändern drucken sie licht gräser stehen spalier für den kommenden sommer die regenmelder sind umgezogen auf dem rückweg werden die muskeln leichter der atem tiefer hinter den gedanken eine bestimmende anziehung das wissen um dich und die freude wie am ersten tag als die worte in der dunkelheit ankamen


Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 11. Mai 2014

11052014 // S 02.1 VO // 55:10

auslaufende zahlen und brüchige zifferblätter auf einer ungefähren windkarte die dauernd wechselt ein verwischen des horizontes kein erkennen der zielrichtung geschweige des zieles den nächsten tag verzeihen und den schwierigkeiten von hängen und gefällen nicht ausreichend genügen zumutungen das wasserfarbene maigrau kaum ertragen das gras stört sich nicht daran in den nestern beugt es sich dem wind und gibt nicht auf die frischen blüten glänzen silbern und die ungeschützten blätter die der wind gerissen hat wie unbedarfte rehe auf der lichtung glitzern ein letztes mal im schatten der regenspur nach und nach diese größer werdenden fragen die sich nicht schließen lassen und in der ferne die verschwimmt wartezeiten in denen du das gute suchst und läden öffnen wenn die gassen noch dunkel sind dann beginnt es wieder dieses begehren dieser ungestillte hunger nach leben


Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 4. Mai 2014

04052014 // S 02 // 34:45

große baumhäfen an den blauen planken lichtgänge und in der weite das entfernt gewordene tal der tränen du traust dich auch wenn die unwägbarkeiten bleiben aber die schritte sind sicher und die weite berechenbar mit jedem regen verwildern die lichtungen zu einer wunderbaren landschaft und du erfindest die kommenden nächte neu nächte in denen dich zärtlichkeiten aus stillen händen verbrennen und du über die tage hinaus bei dir ankommst traumscheren hinterausgänge trichtersterne und kein land das nicht begehbar wäre auch das in dem du die tage nach vorne zählst in den großen baumhäfen enden die straßen und ich freue mich wenn ich das signal höre mit du dich ankündigst ich freue mich auf alles von dir was mir begegnet innig vertraut überraschend und immer voller liebe


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 1. Mai 2014

01052014 // S 02 // 35:57

ich reise durch regenländer die wälder glänzen vor freude hinter jeder biegung bleibt es grün nichts was schöner sein könnte die schleifende stimme glättet die luft an den steigungen atmen die muskeln härter aber ich wohne in mir und spüre mich an den rändern farne brennesseln regenträume graublau schneiden hobel die wolken glatt die lärmenden stimmen sind stumm nur in mir die gefesselte sorge die leisen bedenken das wunde vertrauen einzig du mit deiner beständigkeit trägst meine befürchtung in ihren käfig damit sie nicht weiter wachsen kann und findest worte um mich sorgloser sein zu lassen dafür liebe ich dich besonders ich reise durch regenwälder hinter jeder lichtung liegen die blätter übereinander wie liebende


Hermann Josef Schmitz